Ein Satz besteht nach den meisten Definitionen aus mindestens einem Subjekt und einem Prädikat: "Ich schlafe."
Wird dieser Satz erweitert, dann treten noch weitere Auffälligkeiten zu Tage:
"Ich schlafe gut in meinem neuen Bett."
Zum Subjekt und zum Prädikat sind noch das Modaladverbiale und das Lokaladverbiale getreten. Was beiden Beispielen gemeinsam ist, ist die Tatsache, dass das Prädikat an 2. Satzgliedstelle steht.
"Ich habe in meinem neuen Bett gut geschlafen." An diesem Beispiel sieht man nun, dass das Prädikat aus mehreren Teilen bestehen kann. An 2. Satzgliedstelle steht nun nur noch der finite Prädikatsteil, das Finitum. Der Rest des Prädikats wandert an das Satzende. Auch wenn man den Satz erweiterte, würde normalerweise jede Erweiterung zwischen finiten und infiniten Prädikatsteil treten:
"Ich habe trotz starker Zahnschmerzen in meinem neuen Bett gut geschlafen."
Um einzelnen Satzgliedern besondere Betonung widerfahren zu lassen, könnte man sie in Spitzenstellung bringen oder ausklammern:
"Trotz starker Zahnschmerzen habe ich in meinem neuen Bett gut geschlafen." (Umstellung)
"Ich habe in meinem neuen Bett gut geschlafen trotz starker Zahnschmerzen." (Ausklammerung)
Sätze kann man unterschiedlich kategorisieren. In der gesprochenen Sprache hängt es vor allem an der Intonation, wie ein Satz aufzufassen ist: "Du musst arbeiten." kann eine neutrale Feststellung sein. "Du musst arbeiten!" kann eine Aufforderung darstellen. "Du musst arbeiten?" kann eine Frage oder eine Verwunderung zum Ausdruck bringen. In der gesprochenen Sprache herrscht dementsprechend auch eine weitgehende Freiheit in der Satzgliedstellung: "Arbeiten musst du?/!" Von all diesen Fällen soll im Folgenden absehen werden, damit die grammatischen Grundstrukturen deutlicher zum Vorschein kommen.
Die Zweitstellung des (finiten) Prädikats(teils), des Finitums, ist typisch für den Hauptsatz. Auch Umstellungen von Satzgliedern können daran nichts ändern:
"Trotz starker Zahnschmerzen habe ich in meinem neuen Bett gut geschlafen."
Allein die Stellung des finiten Prädikatsteils entscheidet jedoch - abgesehen von irgendwelchen Betonungen - noch nicht über den Charakter des Satzes.
Nach gleichem Muster wird auch der Wortfragesatz (Auf diesen kann man nur mit einem vollständigen Satz, nicht mit Ja oder Nein, antworten) gebildet:
Anders verhält es sich mit Befehls- und Satzfragesätzen:
Hier steht das Finitum in Spitzenstellung.
Auch im Hauptsatz steht das Finitum an vermeintlich erster Stelle - darüber könnte man aber streiten - wenn ihm ein Nebensatz vorangeht: "Wenn du Schmerzen hast, musst du zum Arzt gehen!"
Manche Grammatiken verstehen diesen Fall als Zweitstellung, da der vorangehende Konditionalsatz als Satzglied in Spitzenstellung aufgefasst werden kann.
Die dritte Möglichkeit ist die Endstellung des Finitums in Nebensätzen:
Hier sehen wir nun, dass das Finitum an das Ende des gesamten Nebensatzes getreten ist. Selbst infinite Teile stehen vorher.
Einen Sonderfall bildet der uneingeleitete Nebensatz: "Hast du Schmerzen, musst du zum Arzt gehen." Dieser Nebensatz verhält sich von der Stellung des Finitums her wie ein Fragesatz.
Schließlich machen noch Sätze folgenden Typs Schwierigkeiten: "Er sagt, er habe gut geschlafen." Vom Hauptsatz (Er sagt) her muss es sich bei "er habe gut geschlafen" um einen Nebensatz handeln. Gerne wird das begründet, dass dieser Satz gleichwertig ist zu einem "dass"-Satz (dass er gut geschlafen hat.) Bei längeren Passagen in indirekter Rede kann jedoch der Trägersatz (Er sagt) wegfallen, dann sind solche Sätze von der Stellung her eindeutig wie Hauptsätze zu behandeln.
Merkmale eines Nebensatzes sind an sich:
Nebensätze werden entweder unterschieden nach ihrer Funktion oder nach ihren Einleitungswörtern:
Subjektsatz: Dass du so früh gekommen bist, freut mich.
Akkusativobjektsatz: Er sagt, dass er gut geschlafen hat.
Dativobjektsatz: Ich sah zu, wie der Verbrecher verhaftet wurde.
Genitivobjektsatz: Er wurde verdächtigt, dass er die Löffel gestohlen habe.
Präpositionalobjektsatz: Ich zweifle, ob sie die Prüfung besteht.
Kausalsatz: Weil ich gut geschlafen habe, bin ich heute guter Laune.
Lokalsatz: Wo die Straße nach links abknickt, müssen Sie stehen bleiben.
Modalsatz: Indem er viel arbeitete, wurde er den Erwartungen gerecht.
Temporalsatz: Als ich nach Hause kam, ging ich sofort ins Bett.
Attributsatz: Die Tatsache, dass der Mann, der den Einbrecher stellte, Polizist war,...
Satzwertige Infinitive und Partizipialkonstruktionen stellen keine Haupt- oder Nebensätze dar, haben aber oft ähnliche Aufgaben wie ein Nebensatz. Sie können wie dieser attributiv oder als Satzglied auftreten.
Attributiv:
Die Hoffnung zu gewinnen.... Was für eine Hoffnung?
Die Fähigkeit, sinngerecht vorzulesen,... Was für eine Fähigkeit?
Als Satzglied:
Gut gespielt, ist halb gewonnen. → Wenn man gut spielt,...
Er hoffte, das Spiel zu gewinnen. → Worauf hoffte er? (Präpositionalobjekt)
Er kam, noch den Mantel in der Hand haltend, ins Zimmer. → Indem/Obwohl er den Mantel noch in der Hand hielt, kam er ins Zimmer.
Natürlich kann man Hauptsätze einfach nebeneinander stellen, auf die Dauer wirkt das aber eintönig:
Das Kind ging in die Schule. Dort lernte es fleißig. Es ging schnell nach Hause. An der Ampel musste es warten. Die Ampel sprang auf Grün. Das Kind überquerte die Straße.
Eine Möglichkeit ist, die vorhandenen Sätze mit beiordnenden Konjunktionen oder Adverbien stärker zu verbinden:
Das Kind ging in die Schule und dort lernte es fleißig. Anschließend ging es schnell nach Hause, aber an der Ampel musste es warten. Die Ampel sprang auf Grün und das Kind überquerte die Straße.
Diese Art der Verknüpfung nennt man Beiordnung oder auch Parataxe. Denn es werden die Sätze in ihrer Grundstruktur, Finitum an 2. Stelle, beibehalten.
Auffallend ist, dass sowohl beiordnende Konjunktionen als auch Adverbien zur Satzverknüpfung dienen können. Bei Verwendung von Adverbien muss man die erste Satzgliedstelle "freiräumen".
Das Kind ging in die Schule, um dort fleißig zu lernen. Obwohl es schnell nach Hause gehen wollte, musste es aber an der Ampel warten. Als die Ampel auf Grün sprang, überquerte das Kind die Straße.
Diese Art des Satzbaus nennt man unterordnend oder auch hypotaktisch. Denn die Sätze werden miteinander gekoppelt, wobei ein Satz jeweils Neben-, der andere aber Hauptsatz wird. Weil man hier also viel mit Nebensätzen arbeitet, müssen auch viele Satzglieder umgestellt werden. Diese Art der Verknüpfung vermittelt jedoch auch mehr Informationen als der ursprüngliche Satz. Allerdings sind Sätze, die in Hypotaxe geschrieben sind, auch etwas schwerer zu verstehen.
Ein SUBJEKT antwortet auf die Fragen: WER? oder WAS?
Darauf antworten:
Zusammengesetzte Ausdrücke, wie z.B. »Ich und du«, gelten als EIN Subjekt!
An sich hat ein Satz nur ein Prädikat. Dieses antwortet in erster Linie auf die Fragen: »Was tut das Subjekt? Was geschieht?« Das Prädikat wird durch Verben repräsentiert.
Was tut die Mutter? Mutter bäckt Kuchen. Ilse hat ihn aufgegessen.
Hier sieht man nun, dass das Prädikat aus zwei Teilen bestehen kann: »hat« und »aufgegessen«.
Der finite, also bestimmte Teil ist das Wort »hat«, der infinite, also unbestimmte Prädikatsteil ist das Wort »aufgegessen«. Bei »bäckt« wie bei »hat« handelt es sich um die gebeugte Verbform, die das Prädikat bildet oder den Prädikatskern neben anderen ungebeugten oder unveränderlichen Prädikatsteilen, z.B. Infinitiven, Partizipien und Verbzusätzen, darstellt.
In »Ilse aß den Kuchen auf.« ist auf ein Verbzusatz, bzw. ein »unbestimmter Prädikatsteil«, während es sich bei »aß« wieder um den Prädikatskern, den finiten Prädikatsteil handelt.
Für die Analyse normalsprachlicher Sätze empfiehlt es sich also zwischen finitem Prädikatsteil und unbestimmtem Prädikatsteil zu unterscheiden. Nicht die Stellung des Prädikats, sondern die Stellung des finiten Prädikatteils entscheiden übrigens auch über die Satzart:
Hast du den Kuchen aufgegessen?
Hier sieht man unschwer, dass das Finitum in Spitzenstellung kennzeichnend für den Fragesatz ist.
Das Prädikatsnomen oder Prädikativ ist ein nichtverbales Wort, das zusammen mit einem »sein«-Wort das Prädikat bildet. Meist ist es ein Substantiv bzw. ein flektiertes oder unflektiertes Adjektiv.
Wenn das Prädikatsnomen ein Substantiv ist, kann man danach wie nach dem Subjekt mit Wer? oder Was? fragen.
Einfacher ist es, sich die Wörter sein, werden, bleiben, sich erweisen und ähnliche zu merken, auf die das Prädikatsnomen folgt.
BEISPIELE:
a) Udo ist SCHÖN.
b) Er will ARZT werden.
c) Diese Idee ist UMWERFEND.
d) Er bleibt ein LÜGNER.
f) Das Buch erwies sich als LADENHÜTER.
Ein Genitivobjekt antwortet auf die Frage WESSEN? Es ist heute aber recht selten geworden. Die meisten Substantive im Genitiv sind Genitivattribute (Das Reden der Schüler...)
Genitivobjekte können sein:
Abzufragen ist in allen drei Fällen mit "wessen?" [gedenke ich, rühme ich mich, beschuldigt er mich] vom Verb her, nicht aber von einem Substantiv her [*wessen Reden?].
Ein Dativobjekt antwortet auf die Frage Wem?
Das geschieht durch:
Ein Akkusativobjekt antwortet auf die Fragen WEN? oder WAS? z. B. durch:
Ein Präpositionalobjekt kann repräsentiert werden durch einen präpositionalen Ausdruck, einen Gliedsatz, einen Infinitiv mit "zu", ein Pronominaladverb.
Das Präpositionalobjekt lässt sich vom Verb her nur mit seiner Präposition erfragen, z.B.
»Auf wen / worauf? hoffst du?«
Der Akkusativ von »wen« spielt keine Rolle, denn er hängt von »auf« und nicht von »hoffen« ab. Die Antwort ist aber auch nicht »lokal« zu verstehen, hat also nichts mit einem Adverbiale zu tun!
Beispiele:
Zur Unterscheidung zwischen Adverbiale und Präpositionalobjekt:
1. Beispiel: Ich zweifle an deiner Ehrlichkeit
Die Präposition „an“, welche schon im Beispielsatz vorkam, lässt sich nicht vermeiden!
Es liegt vor also ein Präpositionalobjekt vor!
2. Beispiel: Ich schreibe die Sätze an die Tafel.
Das Wörtchen „an“ lässt sich vermeiden, ein einfaches Fragewort genügt.
Es liegt also ein [Lokal-]Adverbiale vor! Hingegen liegt wiederum ein Präpositionalobjekt vor, wenn es heißt: Er schrieb einen Brief an den Direktor.
Das Kausaladverbiale antwortet auf Fragen wie warum?, wozu?, womit?, unter welcher Bedingung?
Wie man der angegebenen Fragereihe entnehmen kann, wir hier der Begriff "kausal" im weitesten Sinn als "begründend" aufgefasst.
Als Untergliederung könnte man weiter differenzieren in:
Allgemeine Beispiele zu begründenden Angaben:
Das Kausaladverbiale kann repräsentiert werden durch ein Adverb, einen präpositionalen Ausdruck oder durch Gliedsätze oder satzwertige Konstruktionen.
Mit den Zähnen klappert Udo, weil er friert.
Wenn man friert, muss man ins Warme. Auch ein Gliedsatz ist also als Kausaladverbiale möglich.
Udo rennt, um nach Hause zu kommen. Hier ist ein erweiterter Infinitiv mit "zu" die Kausaladverbiale.
Daher warten alle vergeblich auf ihn.
Das Lokaladverbiale antwortet auf Fragen wie wo?, wohin?, woher? in der Form:
Das Modaladverbiale antwortet im weitesten Sinn auf die Frage wie?,
also auch auf die Fragen wie viel?, wie sehr?, mit wem? / ohne wen?, woraus?.
Hierzu werden von vielen auch die meisten so genannten Prädikatsnomen gerechnet!
Das Modaladverbiale wird repräsentiert durch Adjektive, Adverbien, präpositionale Ausdrücke, Substantive, Gliedsätze.
Beispiele:
Das Temporaladverbiale antwortet auf Fragen wie wann?, wie lange? bis wann?.
Das Temporaladverbiale kann repräsentiert werden durch ein Adjektiv, ein Adverb, ein Substantiv im Akkusativ oder Genitiv, einen präpositionalen Ausdruck, einen Gliedsatz.
Beispiele:
Normalerweise ist »kein Satzglied« natürlich kein Satzglied. Beim Untersuchen normalsprachlicher Sätze jedoch ist es notwendig, auch Nicht-Satzglieder als solche zu kennzeichnen.
Kein-Satzglied, aber auch kein Attribut:
Dazu gehören alle Konjunktionen, z.B. und, wie, weil und die Interjektionen.
Weder beiordnende bzw. Hauptsatz- noch Nebensatzkonjunktionen sind Satzglieder.
Aber Nebensätze stehen meist selbst in der Funktion eines Satzglied oder eines Attributs.
»Und« u.Ä. gilt aber oft nur zwischen (Teil-)Sätzen als »kein Satzglied«, nicht jedoch bei Aufzählungen!
Beispiel: »Franz, Peter und Anna« = Subjekt!
»Die Ampel sprang auf Grün und ich überquerte die Straße.« = Kein Satzglied!
Gliedsätze heißen Gliedsätze, weil sie ein Satzglied ersetzen bzw. seine Aufgabe erfüllen. Gliedsätze können in der Regel relativ frei verschoben und durch einfache Satzglieder ersetzt werden.
Als er seine Pflichten erfüllt hatte, ging er ins Kino <-> Nach Erfüllung seiner Pflichten ging er ins Kino.
»Gliedsatz« ist also ein Unterbegriff zu Nebensatz und unterscheidet sich vom Attributsatz dadurch, dass er auch vom Prädikat (des Hauptsatzes) her abfragbar ist.
Beispiel: »Wer im Unterricht nicht schläft, weiß, wenn er nach Hause gekommen ist, dass er nur Deutsch lernen muss.«
Dieser Satz hat wie der folgende die Satzgliedstruktur:
Subjekt - Prädikat - Temporaladverbiale - Akkusativobjekt
»Der aufmerksame Schüler | kennt | am Nachmittag | seine Pflichten.«
Ein Attribut ist kein Satzglied, sondern immer nur Satzgliedteil. Man könnte es auch als Untersatzglied bezeichnen. Attribute sind nähere Bestimmungen, die auf die Frage was für ein? antworten.
Beispiele:
Hier ist nun große Vorsicht angebracht: Man darf die sehr häufigen Genitivattribute nicht mit den sehr seltenen Genitivobjekten verwechseln: Die Genitivattribute lassen sich nicht vom Prädikat her abfragen!
»Das Haus des Vaters brennt.« Man kann nicht fragen: *»Wessen brennt?«
sondern nur, »was brennt?« - »Das Haus« Jetzt kann man allerdings weiterfragen: »Was für ein Haus?« und erhält als mögliche Antworten: »dort«, »des Vaters«, »der Klasse 7D«.
Abschließendes Beispiel mit Attributhäufung:
Das neue (Adjektivattribut) Haus des Kaufmanns Baldeweg (Genitivattribut) in der Schlossstraße (präpositionales Attribut), das dieser erst kürzlich erworben hat (attributiver Relativsatz), ist abgebrannt.
*Quelle: H.-G. Haehnel